Kürzungen in der Beratung landesweit absehbar:
Besorgniserregende Entwicklung - Gefahr, dass Beratungsstellen geschlossen werden

Schwerin. 17.03.2021. Mit Sorge blicken die Wohlfahrtsverbände nun auf die weitere Umsetzung des zweiten Teils des Wohlfahrtsfinanzierungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommerns zum 1. Januar 2022 in den Kommunen.

"Hochgradig bedenklich und besorgniserregend für alle Rat- und Hilfesuchenden im Land", nennt Steffen Feldmann, amtierender Vorsitzender der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Mecklenburg-Vorpommern die Erfahrungen aus dem dreijährigen Modellvorhaben 'Neustrukturierung der Beratungslandschaft im Landkreis Vorpommern-Greifswald' für die Jahre 2018 bis 2020. Das Modellvorhaben des Landes Mecklenburg-Vorpommern wollte die Beratungsangebote der Menschen im Landkreis Vorpommern-Greifswald effektiver aufeinander abstimmen und soziale Hilfsangebote für Bürgerinnen und Bürger verbessern. "Herausgekommen sind finanzielle Kürzungen von Landesmitteln im Landkreis und der Abbau eines Viertels der sozialen Beratungsangebote, der Suchtberatung, Behindertenberatung, Schuldnerberatung, sowie Allgemeinen Sozialen Beratung und Ehe- und Lebensberatung", resümiert Steffen Feldmann.

Wie jetzt bekannt wurde, hat der Ausschuss zur Neugestaltung der Beratungslandschaft des Landkreis Ludwigslust-Parchim vorgeschlagen mit den vorgesehenen Mitteln 18 statt bisher 22,4 Stellen ab 2022 zu fördern. Auch hier käme es zu einer Kürzung von 20 Prozent der o.g. Beratungsarten.

"Der Kahlschlag in der sozialen Beratungslandschaft wird nun zu einem Flächenbrand", befürchtet Steffen Feldmann. "Die Landkreise und kreisfreien Städte bestimmen, wie die Beratungslandschaft aussehen soll und tragen dabei die Hälfte der Kosten. Das Land trägt zwar die andere Hälfte der Kosten, die Kommunen verfügen aber gar nicht über ausreichende Finanzmittel, um ihren Eigenanteil zu tragen." Im Ergebnis werden Beratungsstellen geschlossen und die Bürgerinnen und Bürger werden in ihren Sorgen und Nöten allein gelassen. "Wenn sie Glück haben, wohnen sie in einem reichen Landkreis und ihre Beratungsstellen bleiben erhalten", stellt Feldmann nüchtern fest, "gleichwertige Lebensverhältnisse im Land sehen jedoch anders aus."

In der aktuellen Covid-19 Pandemie zeigt sich aktuell, wie wichtig ein gutes Netz sozialer Beratungsstellen im Land ist. "Seit März 2020 erfahren die Beratungsdienste eine zusätzliche Nachfrage. Ob Ehe-, Familien und Lebensberatung, Schuldner- oder Suchtberatung: angesichts der Pandemie geraten immer mehr Menschen wirtschaftlich in Bedrängnis und psychisch unter Druck. Gerade jetzt benötigen Menschen schnelle, wohnortnahe Beratungshilfe, um nicht zu verzweifeln und die persönliche Zukunft zu sichern. Die Folgen der Kürzung der sozialen Arbeit, werden die Ratsuchenden unmittelbar spüren. Das ist nicht akzeptabel", so Steffen Feldmann.

Die LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtpflege in Mecklenburg-Vorpommern fordert daher das Land auf, sich nicht sukzessiv aus der finanziellen Verantwortung für die Beratungsdienste zu verabschieden und Kommunen und Träger mit der Finanzierung allein zu lassen. Bei einzelnen Beratungsangeboten engagieren sich Träger der Wohlfahrt mit bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten. "Das ist für die Wohlfahrt nicht länger leistbar und wird zu Schließungen von Beratungsangeboten in einer Zeit erhöhten Bedarfs führen. Gemeinsam mit dem Land müssen wir das Ruder nochmal herumreißen, sonst droht eine dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Menschen nicht nur im Landkreis Vorpommern-Greifswald, sondern im ganzen Land“, so Steffen Feldmann.

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