Compliance bei der AWO Neubrandenburg

 
Compliance bei der AWO Neubrandenburg

Seit Mitte des vergangenen Jahres ist der Stadtverband Neubrandenburg dabei, alle seine Aufgaben zu hinterfragen. Das betrifft praktisch alle Bereiche und soll bis Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein. Was man durchaus als sportlich bezeichnen kann.

Wer Probleme aufdeckt, muss sich auch ernst genommen fühlen.

Regelmäßig trifft man sich und geht das Regelwerk Punkt für Punkt durch. Personal, Finanzen, Steuern, QM, Vorstand, Betriebsrat und Geschäftsführung. Eine große Runde, die deutlich zeigt, wie wichtig uns dieses Thema ist, betont der Geschäftsführer Martin Jennerjahn. „Ich habe das ins Leben gerufen, weil es eben schwierig ist, sich hinzustellen und zu sagen: Wir halten alles ein, weil wir ein Wohlfahrtsverband sind. Dass das nicht automatisch der Realität entspricht, lernen wir ja schmerzhaft.

Ich möchte als Geschäftsführer in Zukunft sagen können: Wir machen alles richtig und überprüfen alles regelmäßig.“ Vieles konnte schon zeitnah geändert werden. Etwa zu Pausenregelungen, Dienstanweisungen, zu Fragen des Arbeitsschutzes oder welchen Zeitrahmen gibt es bei Bewerbungsunterlagen – nur einige Beispiele.

AWO Neubrandenburg

Aktuell: Wie geht man mit Geldgeschenken an Mitarbeitern um. Als Arbeitgeber kann man sagen, Geld- und Sachgeschenke werden nicht angenommen. Aber die Praxis zeigt, dass Kunden – etwa in einem Pflegeheim – sich zurückgestoßen fühlen, wenn man sagt: Ich darf das nicht. Es geht um einmalige Geldgeschenke bis zu einer bestimmten Höhe und das wird mit in den Arbeitsvertrag aufgenommen.

Peter Schwartz ist Beisitzer im Vorstand des Stadtverbandes Neu- brandenburgPeter Schwartz ist Beisitzer im Vorstand des Stadtverbandes Neu- brandenburg und gleichzeitig der Compliance-Beauftragte. Als solcher ist er Ansprechpartner für alle Mitglieder und hauptamtlich oder ehrenamtliche Mitarbeiter: „Es ist ganz wichtig, dass wir uns klar sind, was unsere Schwerpunkte sind, woran wir uns unbedingt halten müssen und dass dieses Regelwerk für alle Mitglieder und Mitarbeiter Gültigkeit hat. Wir haben uns immer wieder zu hinterfragen und ich rufe alle auf, bei Problemen, Kritik oder auch bei neuen Ideen, sich vertrauensvoll an mich zu wenden.“

Weitere Punkte, die u.a. noch durchzuforsten, zu klären bzw. schriftlich nach Compliance-Richtlinien festzuschreiben sind:

Installierung einer regelmäßigen Steuerung und Kontrolle. • Welche Sanktionen oder Strafen werden festgelegt, damit man auch Konsequenzen ziehen kann. Gibt es dazu einen Bußgeldkatalog? • Arbeitszeitgesetz, Zuschläge, Schwangerschaft, Schwerbehinderte, Datenschutz, Erstellung von Leitfäden und für den diskriminierungsfreien Ablauf von Bewerbungen muss ein Prozessablauf geschrieben werden.

„Wir wollen ein komplettes Compliance- System entwickeln“, so Martin Jennerjahn, „mit dem Ziel, Transparenz in unseren Einrichtungen zu fördern.“

Transparenz soll dabei keine Einbahnstraße werden, dass nur der Geschäftsführer oder die Geschäftsstelle transparent sein soll. Transparenz fängt unten beim Mit- arbeiter an, der sagt: Ich habe ein Prob- lem. Da muss Vertrauen geschaffen wer- den, meint der Compliance-Beauftragte Peter Schwartz. „Die unsachliche, pauschalisierende Medienberichterstattung in der letzten Zeit über die AWO war nicht gerade vertrauensbildend. Wer Probleme aufdeckt, muss sich auch ernst genommen fühlen.“ Peter Schwartz bietet sich als neutraler Ansprechpartner an und wird auch alle Einrichtungen der AWO in Neubrandenburg besuchen. Egal bei welchen Schwierigkeiten, wir kommen nicht umhin, rechtzeitig darüber zu reden, meint der stellvertretende Geschäftsführer Jan-Bürger Häse. „Wir müssen den Mitarbeitern Mut machen, sich bei Problemen beim Compliance-Beauftragten zu melden, auch anonym und wer Fehler macht - wir haben noch keinen wegen eines Fehlers nach Hause geschickt.“

Der Stadtverband Neubrandenburg ruft alle Mitglieder und hauptamtlich oder ehrenamtliche Mitarbeiter auf, sich an der Führung, Kontrolle und Entwicklung der AWO zu beteiligen. Konstruktive Kritik ist ausdrücklich erwünscht. Offene Fragen sollen auch offen angesprochen werden, um den Verband und das Unternehmen vor falschen Entscheidungen und Entwicklungen zu bewahren.