Unsere Arbeit mehr wertschätzen ...

Beratung und Schutz im Frauenhaus Schwerin

Liliane Dommer, die Leiterin des Schweriner Frauenhauses der AWOLiliane Dommer, die Leiterin des Schweriner Frauenhauses im Beratungsraum

Es ist wirklich kein normaler Job, den die Mitarbeiterinnen im Frauenhaus leisten. 12 Frauen und Kinder können hier gleichzeitig stationär untergebracht werden. Dazu kommen pro Jahr ca. 200 Beratungen für Frauen in Not. „Wir müssen in der Beratung Distanz bewahren, die Beraterinnen- Ebene und die Klientinnen-Ebene aufrecht erhalten“, sagt die Leiterin des Schweriner Frauenhauses, Liane Dommer. Man müsse für sich selber sorgen: abschalten, Freizeit und Hobbys pflegen. Wenn ein Fall wirklich knifflig ist oder einem ans Herz geht, gibt es bei uns Supervision und man kann auch immer auf den gesamten Träger zurückgreifen, betont Liane Dommer. „Es ist ganz wichtig, dass wir Problemfälle gleich besprechen können, wir sind hier jetzt zu dritt.“ Das sah vorher anders aus. Es gab Zeiten, da hat sie das Haus allein geführt.

Die Frauen suchen heute früher Hilfe, um aus dem Kreislauf der Gewalt auszubrechen. Manchmal stehen sie sogar mit dem Koffer vor der Tür, weil der Druck so hoch ist. Als Liane Dommer angefangen hatte, ging es – in Anführungsstrichen – „nur“ um häusliche Gewalt. Sie nennt es das „Gesamtpaket“, was größer geworden ist: von Problemen bei der Kindererziehung bis hin zu Schulden. „Auch wenn die Thematik ernst und schwierig ist, es befriedigt und macht auch Spaß den Frauen einen neuen Weg bereiten zu können.“ Das klingt ein bisschen nach Selbstausbeutung, aber Liane Dommer habe es gelernt, damit umzugehen.

Auch wenn die Thematik ernst und schwierig ist, es befriedigt und macht auch Spaß den Frauen einen neuen Weg bereiten zu können.

Wenn sich z. B. eine Frau nach vielen Jahren immer wieder meldet, um zu berichten wie es ihr ergangen ist, dann tue das gut. Andere Frauen lassen alles hinter sich, die nutzen häufiger die Beratungen und gehen dann freudig in ihr eigenes Leben. Kinder die, die sagen: endlich! Das baue auf. Die Frauenhäuser kämpfen für die Frauen und Kinder, dass es ihnen besser geht, sie bessere Bedingungen haben.

„Wenn man in diesem Kampf aber nicht weiter kommt, ist es schon frustrierend.“ Die Fallstricke der Finanzierung zwischen Sozialministerium, Kommunen und Trägern „erschweren unsere Arbeit“ und jedes Bundesland hat eigene Richtlinien. „Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass die Finanzierung aus einer Hand kommt.“ Wenn eine Frau sich hier nicht sicher fühlt und beispielsweise nach Bayern möchte, wird das wegen der Geldtöpfe nicht möglich sein. Das Wahlrecht der Frauen ist damit eigentlich nicht gegeben.

Was das Haus in Schwerin betrifft, ist Liane Dommer froh, dass sie heute zu dritt sind. Man könne ganz anders die Arbeit planen, etwa die Nachtschichten, die Rufbereitschaft an Wochenenden und Feiertagen. Dennoch: Mit immer noch wenigen Mitarbeitern solch „eine Dienstleistung zu gewährleisten wird überhaupt nicht wertgeschätzt, auch jenseits des Finanziellen, das finde ich schade, weil nicht jeder dazu bereit ist, das zu praktizieren“.