Gastbeitrag

Für Familien, vor allem für Mütter ist die Pandemie eine Belastungsprobe geworden

Liebe Leserinnen und Leser,

venja Stadler, die Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerk Svenja Stadler, die Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerk

seit 15 Monaten leben wir in und mit der Corona-Pandemie. Mit der Einschränkung des gesamten öffentlichen Lebens.

Auch die Arbeit der Stiftung Müttergenesungswerk (MGW), der über 70 gemeinnützigen Kliniken und über 1.000 Beratungsstellen im MGW-Verbund wird durch die Auswirkungen der Pandemie in fast allen Bereichen bis heute stark beeinflusst.

„Die durch Corona entstandenen Kosten und Einnahmeausfälle sind ein enormes wirtschaftliches Risiko.”

Stiftungszweck des MGW, vor 71 Jahren als gemeinnützige Spendenorganisation gegründet, ist die Gesundheit von Müttern – und Vätern und pflegenden Angehörigen. Dafür arbeiten 5 Wohlfahrtsverbände bzw. ihre Frauenorganisationen unter dem Dach der Stiftung zusammen: mit Kurberatungsstellen für Vorbereitung und Nachsorge, mit med. Maßnahmen zur Vorsorge oder Rehabilitation in Kurkliniken (Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, Mütter-/Väterkuren, Kuren für Pflegende), mit Spendensammlungen, Informationsund politischer Arbeit. Dabei sind die Kliniken mit ganzheitlicher und gendersensibler Arbeit entsprechend dem MGW-Qualitätssiegel Trendsetter.

Für Familien, u.a. für Mütter, ist die Pandemie eine Belastungsprobe geworden: reduzierte Kontakte, Schließungen von öffentlichen Räumen, Kinderbetreuung und Schulen, d. h. Homeoffice, Homeschooling, Kinderbetreuung, Kochen, Hausarbeit und die gesamte Organisation des 24-Std.-Alltags in den eigenen vier Wänden einschl. Pflege von Angehörigen. Die Folge: Mütter waren immer schon sehr erschöpft in den Kurmaßnahmen – auch Väter und Pflegende –, jetzt sind sie weit über ihre Belastungsgrenzen gegangen. Sie sind ausgebrannt und überfordert. Es gibt große Unsicherheit, Mutlosigkeit und Ängste. Manche weinen einfach nur noch und manche fühlen sich wie kurz vor dem Zusammenbruch. Die körperliche und psychische Gesundheit ist am Limit.

Die Arbeit des Müttergenesungswerks ist in diesen Zeiten besonders gefragt. Aber auch die MGW-Kliniken sind in ihrer Existenz bedroht. Anfang 2020 mussten sie für mehrere Monate schließen, bevor sie unter strengen Auflagen und mit geringer Belegung wieder öffnen durften. Die dadurch entstandenen Kosten und Einnahmeausfälle sind ein enormes wirtschaftliches Risiko.

Mit Nachdruck haben wir gemeinsam politische Hilfe eingefordert, was mit der Aufnahme der Kliniken in den Rettungsschirm der Bundesregierung erreicht wurde, d. h. aktuell 50 % Ausfallzahlungen für Minderbelegung. Nach Unterbrechungen soll der Rettungsschirm am 15. Juni enden, aber die Kliniken sind weit entfernt vom Normalbetrieb. Corona-bedingt liegt die Auslastung der Kliniken zwischen 70 - 90 %, aber 95 % sind wirtschaftlich notwendig. Für Testungen gibt es außer Materialkosten keine Gegenfinanzierung, nur Hygieneaufwendungen werden mit einer Pauschale finanziert.

Das MGW fordert mit den Kliniken die Verlängerung des Rettungsschirms bis Ende 2021, die Aufnahme der Kliniken in die Testverordnung und gesetzliche Vorgaben für Bundesverbände der Krankenkassen, damit gemeinsame Rahmeneckpunkte verhandelt werden können. Diese werden bislang verweigert.

Svenja Stadler