Mutter-Vater-Kind-Kliniken in Zeiten von Corona
Die Vorsorge- und Reha-Klinik der AWO SANO in Rerik
Zwischen Ostsee und Salzhaff und nur ein paar Meter vom Wasser entfernt, trägt die Mutter/Vater-Kind-Klinik der AWO SANO mit Kuren zur Vorsorge, Rehabilitation und Erholung von Müttern, Vätern und Kindern bei. 78 Elternteile finden hier mit ihrem Nachwuchs in praktischen, wie stilvollen Appartements Platz. Die Klinik in Rerik ist innerhalb des AWO SANO - Verbundes das Haus, das besonderes Augenmerk auf Väter mit ihren Kindern legt. Wir haben die Mutter/Vater-Kind-Klinik der AWO SANO in Rerik besucht. *
„Im Moment fühle ich mich tiefenentspannt. Ich weiß nicht einmal was für ein Wochentag heute ist.“ Markus Lohaus aus der Nähe von Münster ist seit zwei Wochen mit seinen beiden kleinen Töchtern in Rerik zur Kur. Ihm gehe es in diesen Corona-Zeiten jetzt wieder verhältnismäßig gut. „Hier ist vieles möglich, was zu Hause nicht mehr möglich wäre - Schwimmen gehen zum Beispiel.“ Die Familie habe zwar einen Garten, aber im Winter war es schon schwierig, sagt er. Lockdown, Kita dicht – seine Frau und er haben verkürzt gearbeitet. Anfang dieses Jahres musste er für vier Wochen ins Krankenhaus, dann folgten vier Wochen Reha. Wegen Corona gab es ein Besuchsverbot, so dass er seine Kinder kaum gesehen hatte. „Die Vater-Kind Bindung war vorher auch nicht schlecht, aber jetzt: Besser kann es gar nicht laufen.“ Es gäbe zu wenig Angebote für Vater- Kind Kuren, sagt er und hier in Rerik laufe es einfach gut. „Ich würde so manchem Vater empfehlen, mit den Kindern einfach los zu fahren …“
Was die Kuren betrifft, ist die Klinik in Rerik zurzeit sehr gut ausgelastet. Kuren mussten wegen Corona immer wieder verschoben werden. Im Winter gab es Stornierungen, positive Tests und Quarantäne. Die Nachfrage nach Kuren steige wieder, sagt die Geschäftsführerin der AWO SANO Claudia Baude. „Die Menschen sind einfach erschöpft. Nach Homeoffice, Homeschooling, Kurzarbeit oder auch Mehrarbeit in verschiedenen Bereichen sind sie einfach dankbar, dass es solche Angebote gibt.“
Dass die Bedürftigkeit nach Kuren angestiegen ist, bestätigen auch die Therapeuten, sagt Ilka Granzow, die Leiterin des Klinikverbundes Ostsee bei der AWO SANO. „Die Erschöpfung der Patienten ist im Augenblick enorm. Das ist massiv durch Corona begründet.“ Es gäbe auch viele Patienten, die sich so sehr wünschen, dass wir alles lösen, meint Ilka Granzow, dass wir sie schlicht gesund machen. Doch so etwas brauche Zeit. So eine Kur ist wie eine Glocke. Essen wird gemacht, es gibt Möglichkeiten der Kinderbetreuung etc. „Erst nach einer gewissen Auszeit setzt eine Erholung ein, wie das Beispiel von Herrn Lorenz zeigt.“
Nach Corona soll konzeptionell in der Klinik einiges weitergeführt werden, betont die Geschäftsführerin Claudia Baude. Zum Beispiel entzerren die eingeführten zwei Essenszeiten die Situation, auch wegen der Lautstärke. Es werde auch mehr Augenmerk auf die Angebote zur Interaktion von Müttern, Vätern und Kindern gelegt, dass sie draußen etwas gemeinsam machen können. „Wir waren gezwungen, uns breiter aufzustellen, das Gelände noch mehr auszunutzen. Das werden wir fortführen.“
Während die Kliniken quasi voll ausgelastet sind, ist die Familienerholung seit November vergangenen Jahres geschlossen. „Es wird eine große Herausforderung sein, in diesem Jahr nach sieben, acht Monaten Kurzarbeit die Mitarbeiter*innen wieder in die Prozesse einzuführen und die Einrichtungen zu öffnen.““ Allerdings habe man bis heute für die Familienerholung noch keine Ausgleichsmaßnahmen erhalten. Die Belegschaft dort musste komplett in Kurzarbeit geschickt werden, so Claudia Baude. „Unsere Mitarbeiter*innen sind ja auch Teil der Gesellschaft zwischen Überforderung und Existenzängsten. Alle schleppen ein großes Paket mit sich herum.“
Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Im Mai hat die Bundesregierung ein Aktionsprogramm zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen beschlossen. „Wir freuen uns als Familienerholungsstätten, dass wir jetzt vom Bund wahrgenommen werden, dass wir gute Arbeit leisten. Weil wir auch das pädagogische Personal haben, das in der kurzen Zeit niedrigschwellig den Familien Gesprächs -und Familienangebote machen kann“, sagt Martina Bunk-Georgieva, die Referatsleiterin Familienerholung bei der AWO SANO.
Es werde aber schwierig nach den vielen Monaten der Kurzarbeit, wieder in die Prozesse einzusteigen, so Martina Bunk-Georgieva. Es fehle die Planbarkeit, die Vorbereitungszeit. „Von Null auf Vollstart. Wir sind Stand By und bereiten uns mit allen möglichen Szenarien auf die Wiedereröffnung vor.“
*Wir waren im Mai in Rerik – unter Einhaltung der Corona-Auflagen versteht sich.