Wohnen im Alter - ambulant vor stationär.

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Marius Mühlhausen studierte Staatswissenschaften (B. A.) und Sozialwissenschaften (M. A.) und ist Grundsatzreferent des Bundesverbandes der Arbeiterwohlfahrt und Mitglied der Redaktion „Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit“.Marius Mühlhausen studierte Staats­wissen­schaften (B. A.) und Sozial­wissen­schaften (M. A.) und ist Grund­satz­re­ferent des Bundes­ver­bandes der Arbeiter­wohl­fahrt und Mitglied der Redaktion „Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit“.

nicht ohne Grund findet die Sonder­konfer­enz zum neuen Grund­satz­programm am 14. Dezember 2019 statt. Und damit einen Tag nach dem 100. Jubiläum. Denn während am 13. Dezember den Errungen­schaften des Verbandes sowie führenden AWO Denker*innen aus der Vergangen­heit der verdiente Raum geboten wird, soll am Tag danach der Blick nach vorne gerichtet werden. Klar ist: Die AWO war nie und kann nie Selbst­zweck sein, sondern hat Ziele für sich und die Gesell­schaft.

Das verdeutlicht der aktuelle Entwurf des neuen Grund­satz­programms, denn dort steht, dass „sich in der AWO Mitglieder, Engagierte und Mit­ar­beitende zusammen­finden, um für eine solidar­ische und gerechte Gesell­schaft zu streiten“ oder dass sich „unsere Strukturen und Aktivitäten an den Bedürfnissen der Menschen und unseren politischen Zielen ausrichten“. Die politischen Ziele als Pfähle in den Boden zu rammen, ist eines der Ziele eines Grundsatzprogramms. Genauso muss es nach innen und nach außen eine Bindekraft herstellen. Damit das gelingt, sind wir aufgefordert, Position zu beziehen und zu erklären, wie wir die kommenden Heraus­forder­ungen meistern wollen. Nicht zuletzt ist ein solches Programm eine Selbstver­pflichtung, die auffordert, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen.

Entscheidend ist, dass wir uns unserer grund­sätz­lichen Positionen sicher sind und umso kraft­voller für das Ein­stehen können, was uns aus­macht: Der Wille, einen demo­kratischen, sozialen Rechts­staat mit zu entwickeln, der den Einzelnen in seiner Würde schätzt und fördert.

Worauf kommt es an? Wir leben in einer Gesell­schaft mit verhärteten sozialen Unter­schieden und spätestens seit der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2007/2008 schwindet das Vertrauen in die politischen Eliten und unser Wirtschaftssystem. Auf diesem Nährboden gelingt es derzeit Rechts­populisten und -extreme, den Frust in eine Richtung zu kanalisieren, die uns in allen Belangen entgegensteht. Deshalb ist die mit dem Grundsatzprogramm verbundene Debatte über die Frage, wie wir gemeinsam zusammen leben wollen, so dringend. Am Ende ist vielleicht die einzelne Zeile im neuen Programm nicht das Entscheidende, sondern vielmehr, dass wir uns unserer grundsätzlichen Positionen sicher sind und umso kraftvoller für das Einstehen können, was uns ausmacht: Der Wille, einen demokratischen, sozialen Rechtsstaat mit zu entwickeln, der den Einzelnen in seiner Würde schätzt und fördert. Wenn im Frühjahr 2019 also der Entwurf als Antrag des Präsidiums in den Verband versendet wird, ist das auch eine Chance vor Ort, gemeinsam zu diskutieren. Nicht nur über Begriffe und Definitionen, sondern mit Blick auf die große Frage, wie wir eine solidarische Gesellschaft erreichen können.

Mit herzlichen Grüßen

Marius Mühlhausen