100 Jahre AWO – Zeit für ein neues Grundsatz­programm. Doch warum eigentlich?

 
Julien Radloff stellv. Vorsitzender AWO Landesverband MVJulien Radloff stellv. Vorsitzender AWO Landesverband MV

Nach einem mehr als vier Jahre andauernden Arbeitsprozess, dutzenden Gremiensitzungen und Konferenzen wurde am 14. Dezember 2019 anlässlich des 100-jährigen Bestehens ein neues Grundsatzprogramm der AWO in Berlin verabschiedet. Das neue Grundsatzprogramm umfasst 27 Seiten und löst das inzwischen in die Jahre gekommene Grundsatzprogramm von 1998 ab, welches zuletzt 2005 geringfügig ergänzt wurde.v

Warum ein neues Grundsatzprogramm nötig wurde, ergibt sich schnell im direkten Vergleich der Programme von 1998 und 2019. So haben beispielsweise die Themenkomplexe der Digitalisierung, Inklusion oder Nachhaltigkeit in den zurückliegenden Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen, spielten jedoch vor zwei Jahrzehnten keine große Rolle.

Die zweitägige Zusammenkunft am 13. und 14. Dezember 2019 in Berlin, war gekennzeichnet von programmatischen Diskussionen sowie Impulsen von Gästen aus der Politik wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey. Am Ende der intensiven Beratungen wurde das Grundsatzprogramm von den circa 350 Delegierten bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung angenommen.

Neben den thematischen Beratungen wurden auch deutliche Worte auf die Frage nach der Relevanz eines Grundsatzprogrammes für die Arbeiterwohlfahrt im 21. Jahrhundert formuliert: „Das Programm dient dazu, sich der eigenen Grundwerte zu vergewissern und diese vor dem Hintergrund der aktuellen und kommenden Herausforderungen zu interpretieren. Es geht uns um eine Standortbestimmung und um einen Beitrag zur innerverbandlichen, aber auch zur gesellschaftlichen Debatte über das Fortkommen der Gesellschaft. […] Und so ist dieses Grundsatzprogramm nicht zuletzt auch eine Einladung, sich der Arbeiterwohlfahrt anzuschließen. “ 1

Gedenken an Rudi Borchert. Er war an der Erstellung des neuen Grundsatzprogrammes maßgeblich beteiligt.Gedenken an Rudi Borchert. Er war an der Erstellung des neuen Grund­satz­programmes maßge­blich be­teiligt.

Was bleibt ist die Herausforderung, die verabschiedeten 27 Seiten auch tatsächlich mit Leben zu füllen und nicht nur als schön gedruckte Broschüren in den Schrank zu stellen. Für ein ernstgemeintes werteorientiertes Handeln müssen die Leitlinien des neuen Grund­satz­programmes in die Praxis übertragen und im Alltag erlebbar gemacht werden.

Julien Radloff

  1. Das Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt.
    Einleitung, Stand: 13. Dezember 2019