Eine bulgarische Mutter mit ihrer 15 jährigen Tochter wird von der Polizei aufgegriffen. Sie sind aufgewühlt, laut und emotional und es dauert lange bis sie sich verständlich machen können. Der Mutter wurde von Bekannten in ihrem Dorf Arbeit in Deutschland versprochen und sie wollte ihre 15 Jährige Tochter auch gleich gut in Arbeit bringen. So fuhren sie mit Bekannten in seinem Auto los. Als sie in Deutschland ankamen, wurde die Mutter unter Gewaltanwendung und unter Bedrohung der Tochter dazu gezwungen der Prostitution nach zu gehen. Auch im Auto. Und die Tochter sollte zu schauen. Das brachte extra Geld. In dem Moment, als der Bekannte, die Tochter für 1500 Euro an einen Mann verkaufen wollte, flohen sie und machten auf sich aufmerksam.

Keine seltene Situation. Laut dem Bundeskriminalamt gab es in Deutschland 2012 491 Ermittlungsverfahren. Seit dem 01.04.2009 gibt es die Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel in Mecklenburg– Vorpommern in Trägerschaft des AWO Kreisverbandes Schwerin- Parchim e. V. Und der beschriebene Fall war der erste.

Die Beiden kamen durch den Kontakt mit der Polizei zu mir in die Beratungsstelle. Ich organisierte eine Unterbringung, brachte ihnen Kleidung und organisierte Essen von der Tafel. In der zweiten Nacht versuchte sich die Tochter das Leben zu nehmen. Wir haben nachts den Rettungswagen gerufen und sie wurde gerettet. Wir organisierten mit Hilfe von Spenden die Heimreise, denn sie wollte nach Hause. Sie rief eine Woche später in der Beratungsstelle an und da ich kein bulgarisch und sie kein Deutsch konnte sagte sie nur „I Love you“. Somit wusste ich, dass Mutter und Tochter gut angekommen waren und dass es ihnen soweit gut geht.

In der Beratungsstelle haben in den 5 Jahren des Bestehens 106 Personen Beratung, Betreuung und Unterstützung erhalten. Die Betroffenen kamen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt und auch aus Deutschland. Es gab Hinweise von Freiern oder Anfragen vom Jobcentern, Beratungsstellen und der Polizei.

ZORA wird 5 –
ein Grund zum
Feiern?!

Die Zeit war geprägt von besonderen Ereignissen und Menschen. In den ersten zwei Jahren ging es hauptsächlich darum die Stelle aufzubauen, die Partner und Partnerinnen in der Arbeit kennenzulernen und die realen Bedürfnisse und Anfragen der Betroffenen herauszuarbeiten. Es entstanden tolle Projekt wie ein Muttersprachen Flyer, der das Angebot der Beratungsstelle in 10 Sprachen aufzeigt. Wichtig war der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung im Jahr 2011 mit den praktischen Partnern bei Fällen von Menschenhandel. Wir haben ein Video Spot, zum Kampf gegen Menschenhandel. Und viele Menschen kennengelernt. Jede Situation neu, jeder Mensch besonders, jede Gefahr anders.

In dieser Arbeit lerne ich Menschen kennen, die mich mit ihrer Stärke beeindrucken, denn sie schaffen es nach den Erfahrungen, das Positive im Leben zu sehen und aufzustehen und weiter zu gehen. Ich sehe und höre auch viel Leid, Angst, Scham und Grausamkeiten.

Ja, auch wenn eine Betroffene eine zu viel ist, ist es trotzdem Grund genug zu feiern, dass Betroffene hier im Bundesland Unterstützung erfahren und wir gemeinsam gegen die Verbrechen gegen die Menschenrechte und Menschenwürde einstehen und handeln.

Nicole Asbrock, Leiterin der Fach-
beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsverheiratung

Unterstützung für
die Arbeit von Zora


Sachspenden
(z. B. Kleidung) –
AWO Kreisverband
Schwerin–Parchim e. V.


Geldspenden
Konto AWO–Kreisverband
Schwerin Parchim e. V.:
Sparkasse Mecklenburg
Schwerin
BLZ 140 52 000;
Kto 30 114 50 16
Verwendungszweck:
ZORA


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