Über den Teller­rand zu blicken, nimmt der AWO Kreis­ver­band Lud­wigs­lust nicht nur sprich­wört­lich. Menschen aus den ver­schie­den­sten Kul­turen, aus Syrien, Af­ghanis­tan, dem Iran, aus Po­len, Ser­bien und Deut­schland treffen sich regel­mäßig zum ge­mein­samen Ko­chen, Essen und Re­den in der „Bun­ten Küche“ in Lud­wigs­lust.

Integration ist
keine Einbahnstraße

Die Bunte Küche in Ludwigslust

Uns geht es darum, den
Menschen, die nach
Deutschland kommen,
nicht nur etwas zu
erzählen, sondern
auch Dinge aus ihren
Kulturen anzunehmen.

Kerstin Finger,
AWO Kreisverbands-
koordinatorin
für Migration

Sie sind mit dem gan­zen Her­zen da­bei, die Da­men von der „Bun­ten Küche“. Da kommt dann auch mal ein AWO Ku­chen auf den Tisch. Da­bei hatte die­ses Pro­jekt mal ganz klein an­ge­fan­gen. Mehrere Frau­en tra­fen sich in der Frei­zeit und irgend­wann brach­te jeder et­was zu Essen mit. Über den Aus­tausch von Reze­pten ist so ein regel­mäßig ge­mein­sames Ko­chen ent­stan­den, wa­rum ma­chen wir da­raus nicht ein Pro­jekt?; er­innert sich Kerstin Fin­ger, Kreis­ver­bands­ko­ordinato­rin für

Mi­gra­tion. Durch die „Wir“ In­iti­ative gab es eine kleine An­schub­finan­zierung. Das ist 1,5 Jahre her und seit­dem trägt sich die „Bun­te Küche“ von allein durch Spen­den. Wenn man etwas ge­mein­sam macht, kommt man ins Ge­spräch. Das fängt bei den Re­zep­ten an, man unter­hält sich über die Fami­lien, über ge­mein­same Pro­ble­me, die Flucht. „Wir haben alle diese Ge­schich­ten. Hier können die raus“, erzählt Elli, Elaheh Faker­ynik, die vor drei Jah­ren aus dem Iran nach Deutsch­land kam und heute in der Flücht­lings­bera­tung ar­bei­tet. Am An­fang war es mit der Ver­ständi­gung aller­dings noch schwer, so Kerstin Finger. Doch über das ge­mein­same Ko­chen, den Aus­tausch ging das sehr schnell. „Ich finde so­wieso, dass Inte­gration keine Ein­bahn­straße ist. Wir ha­ben genau­so viel ge­lernt und ich sehe es auch eher als eine Be­reicher­ung für uns, als eine Lehr­ver­an­stalt­ung für Men­schen, die zu uns ge­kom­men sind.“ In der „Bun­ten Küche“ geht es eben nicht nur um die ku­li­na­rische Völker­ver­ständi­gung. Das hat auch Elli er­fah­ren. „Wir ha­ben viele Freu­nde ge­fun­den, auch un­ter den Deut­schen. Im Iran habe ich eine Oma, hier gleich zwei. Da fühlt man sich ein klein wenig zu Hause.

Das Projekt „Bun­te Küche“ hat in der Außen­wir­kung Groß­artiges ge­leis­tet, sagt AWO Kreis­geschäfts­füh­rerin Dr. Caroline Bock­meyer. „Die Bu­nte Küche in Lud­wig­lust ist mittler­weile be­kannt wie ein bun­ter Hund. Denn sie kom­men alle und nicht nur we­gen der viel­fäl­tigsten Gaumen­freuden.“

Elli, Tanja, Kerstin und Adele sind beim Kochen Freundinnen geworden.
08