„Von der AWO Weser Ems haben wir einen roten Bulli und einen alten grünen Passat bekommen. Damit haben wir Essen auf Rädern ausgefahren. Dann kamen vom Bundesverband noch ein paar kleine Polos als Starthilfe dazu. Das war unser Fuhrpark. Aber die Autos waren oft kaputt und so haben unsere ersten Zivis geschraubt, gemacht und getan, weil wir nicht genug Einnahmen hatten. Aber es ging!“
Kathrin Polz
Der Zusammenschluss der Arbeiter-
wohlfahrt am 10. November 1990
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Fall der Mauer schlossen sich die Landes-
und Bezirksverbände der Arbeiterwohlfahrt aus Ost und West anlässlich eines
Bundestreffens in Berlin zusammen. Neben Eckhardt Vanselow und Hannah Stephan war Kathrin Polz für den
Eckhardt Vanselow zweiter von rechts,
Kathrin Polz vierte von rechts
Rostocker Verband beim Bundestreffen der AWO in Berlin. Mit Anfang 20 war Kathrin Polz mit Abstand die Jüngste. „Das war spannend, das war aufregend. Ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht, was ich da unterschreibe. Wir machen das mal. Wir bauen jetzt hier die AWO auf!“
Die Gründung der Landesarbeits-
gemeinschaft
Anfang der 90er gab es 30 Landkreise, dazu die kreisfreien Städte; darunter die Kommunen und über allem die Bezirke. „Das waren einfach zu viele politische Ebenen“, erinnert sich der langjährige Landesvorsitzende Ulf Skodda und damit „zu viele AWO Gliederungen.“ Wenn aus den Landeshaushalten Mittel ausgegeben werden sollten, fehlte eine Ansprechebene. Man benötigte unbedingt Landesstrukturen für die AWO.
Am 7. Dezember 1991 gründete sich in Güstrow die Landesarbeitsgemeinschaft der AWO in Mecklenburg-Vorpommern im Hinterzimmer einer Gaststätte. „Das war recht bizarr“, schmunzelt Michael Bauer heute noch. „Ich hatte das Protokoll geschrieben und saß so zwischen zwei Spielautomaten – ein sehr sinniges Bild ... aus meiner Sicht ist es ein Wunder, dass es fast 100%ig richtig lief. In Mecklenburg-Vorpommern sind mir nur ganz wenige Fälle bekannt, wo es Schwierigkeiten gab. Das hat eigentlich ganz gut funktioniert, aber es war durch und durch anarchisch.“ Um auch da Ordnung und Struktur hineinzubringen, war die Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft zwingend notwendig, ohne dass diese LAG einen eigenen Auftrag im Sinne von Trägerschaften hatte. Die sollten bei den Kreis- und Bezirksverbänden bleiben.
„Es war echt kompliziert.
Bis die Kollegen aus den
alten Ländern uns erklärt
hatten, wie man eine
Geschäftsstelle aufbaut,
verging gut ein Jahr.
Dann sind wir auf die
Idee gekommen, erst
einmal eine ABM zu
schaffen.
So haben wir ganz
klein angefangen.
Um die AWO bekannt
zu machen, haben wir
dann im Juni 1991
ein Wohngebietsfest
organisiert.
Da kamen über
2000 Besucher,
damit waren wir
fast überfordert.“
Axel Mielke