Tafeln sind systemrelevant

Auch die Tafeln sind systemrelevant

 
Es wurde auch Zeit, die Bedürftigen sind ja immer bedürftig und gerade in Corona-Zeiten.

Die Corona-pandemie stellt auch die Tafeln in Deutschland vor große probleme. Aus sicherheitsgründen mussten viele Tafeln ihre Angebote einschränken oder gar zeitweise einstellen. Die AWO in MV ist Träger zweier Tafeln. In Wolgast und Bad Doberan. Wobei die Doberaner Tafel zwei Ausgabestellen hat: Mittwoch und Freitag in Doberan und am Montag in Kröpelin. Nach langer schließung konnte die Tafel in Kröpelin am 4. Mai wieder öffnen.

Manuela Ruwoldt Tafel Bad DoberanManuela Ruwoldt Tafel Bad Doberan

„Es hat uns wirklich gefehlt“, sagt ein Kunde, der nicht genannt werden möchte. Vor dem Hort einer Schule in Kröpelin werden die Lebensmittel in Kisten an der Eingangstür auf einen Tisch gestellt, sodass jeder sich einzeln das Notwendige entnehmen kann. Der Mindestabstand ist gewährleistet - zum Schutz der Mitarbeitenden der Tafel und der Kundinnen und Kunden.

Gero Pahl Tafel Bad DoberanGero Pahl Tafel Bad Doberan

„Es wurde auch Zeit, die Bedürftigen sind ja immer bedürftig und gerade in Corona- Zeiten“, sagt die Koordinatorin der Doberaner Tafel, Manuela Ruwoldt. Insgesamt kommen regelmäßig 52 Familien in die Kröpeliner Außenstelle, auch aus Neubukow. Die Doberaner Tafel hatte während der Schließung von den Lebensmittelmärkten zahlreiche Anrufe, da sie sonst alles wegwerfen müssten. Leider konnte nicht viel geholt werden, sagt Gero Pahl, der Leiter der Tafel, „weil wir nicht wussten, wie wir das verteilen sollen. Da blutet einem schon das Herz, wenn man so etwas hört.“

Die Tafel in Kröpelin hat mit dem Hort zur Wiedereröffnung eine neue Ausgabestelle gefunden. Thomas Gutteck, Kröpelins Bürgermeister, leistete dabei organisatorische Hilfe. „Es war dringlich. Da gerade in dieser Zeit die Bedürftigen hinten runterzufallen drohen, – das muss man so sagen - war es auch sinnvoll, schnell wieder loszulegen.“

„Gedrängelt“ haben alle. Die Lebensmittelmärkte, die Bedürftigen und auch die Kolleg*innen der Tafel. Die Pause war nicht nur organisatorisch, sondern vor allem corona-bedingt, denn viele der ehrenamtlichen Helfer*innen der Tafel sind älter – quasi die „Zielgruppe“ des Virus – deshalb waren zur Wiedereröffnung am 4. Mai auch nicht alle da. Dennoch verlief die Ausgabe reibungslos.

Thomas Gutteck Bürgermeister KröpelinThomas Gutteck Bürgermeister Kröpelin

Auch in Kröpelin zeigen die Zahlen: Die Tafeln sind in Deutschland leider noch immer systemrelevant. Bürgermeister Thomas Gutteck verweist auf den Geschäftsbericht der Doberaner Tafel. „Wie viele Tonnen an Lebensmitteln hier in Kröpelin und Doberan über den Tisch gehen, das ist beeindruckend und gleichzeitig auch traurig, weil das immer noch sein muss.“

Auch der AWO Kreisverband Ostvorpommern betreibt eine Tafel – in Wolgast (Wir berichteten darüber; AWO … Info 02/2017) Zweimal in der Woche öffnet die Wolgaster Tafel ihre Ausgabestelle in einer ehemaligen Kfz-Halle an der Sölvesborger Straße. Auch sie musste im März schließen. Da die Bedürftigkeit in der Stadt so groß war, hatte die Wolgaster Tafel gleich nach Ostern wieder aufgemacht. Aber im Gegensatz zu Kröpelin war die Schließung auch den Engpässen bei den Lebensmitteln geschuldet. Hamsterkäufe und wegfallende Touristen – die Lebensmittelmärkte hatten vor allem wegen des Ausbleibens der Touristen mit weniger kalkuliert und „dadurch hatten wir natürlich keine Ware“, sagt Katharina Feike, die bei der AWO Ostvorpommern die Wolgaster Tafel begleitet. „Wir haben die Zeit während der Schließung genutzt, um mit unseren beiden aus dem Bundesfreiwilligendienst gründlich sauber zu machen, die Kühllager zu leeren und alles neu zu streichen.“

Tafel in Wolgast

Die Wolgaster Tafel betreut mit acht Ehrenamtlichen und zwei Bufdis ca. 200 Kunden im Umkreis der Insel Usedom, mit Lassan und dem Amt am Peenestrom. Vor der Wiedereröffnung nach Ostern musste auf die Hilfe der Tafel MV zurückgegriffen werden. Die Wolgaster fuhren mehrfach zum Lager der Tafel MV nach Neubrandenburg, um sich einen Grundstock an Waren anzulegen. Jetzt läuft der Betrieb wieder normal – fast normal: Abstandsregelung, Handschuhe, Masken. Es darf immer nur ein Kunde rein und dann zum anderen Ausgang raus.

Wir haben die Zeit während der Schließung genutzt, um mit unseren beiden Bufdis gründlich sauber zu machen.

Die Wolgaster Tafel hatte bei der Aktion Mensch eine Soforthilfe beantragt und eine stattliche Summe bewilligt bekommen. Dafür ist Katharina Feike besonders dankbar. Denn das Geld werde nicht nur für neue Regale und ähnliches ausgegeben, denn die Nachfrage nach den Angeboten der Tafel in Wolgast sei durch Corona größer geworden, sagt sie.