Die integrative Kita „Zwergenhaus“ in Stralsund

Kinder annehmen, wie sie sind.

Die integrative Kita „Zwergenhaus“ in Stralsund

Einrichtungsleiterin Kathrin RemusEinrichtungsleiterin Kathrin Remus

Toleranz, Offenheit, Rücksichtnahme – Werte, die wir unseren Kindern gerne mit auf den Weg geben möchten. Eine Möglichkeit, das mit Leben zu erfüllen ist, den Nachwuchs in einem integrativen Kindergarten anzumelden. Der AWO Kreisverband Nordvorpommern, Stralsund und Greifswald betreibt sechs Kindertageseinrichtungen. Eine siebte soll folgen. Fünf dieser Kitas sind integrativ, aber was heißt das? Wir haben uns in der integrativen Kita „Zwergenhaus“ umgesehen.

Die integrative Kita „Zwergenhaus“ in Stralsund an einem regnerischen Tag… an einem regnerischen Tag

Schon die baulichen Rahmenbedingungen des „Zwergenhauses“ sind für eine integrative Kita quasi ideal. Alles ist auf einer Ebene, behinderten- und rollstuhlgerecht gebaut, sodass auch mehrfach Behinderte, die eine 1 zu 1 Betreuung benötigen, einen Integrationsplatz in Anspruch nehmen können. Solch ein integrativer Kindergarten steht für Gemeinsamkeit ohne Vorurteile oder Ausgrenzung, sagt Dorita Schulz, die Bereichsleiterin Kitas des AWO Kreisverbandes Nordvorpommern. „Integration bedeutet ja, das Kinder, die Auffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen haben, in die Gemeinschaft integriert werden. In einer Gruppe hier sind 15 Kinder, davon vier mit einem besonderen Förderbedarf.“

Seit Eröffnung des Hauses 2013 wird mit diesem Konzept gearbeitet. „Es ist schon manchmal schwierig und trotzdem: Es funktioniert gut“, betont die Kitaleiterin Kathrin Remus. Die Erzieher*innen und Heilerzieher*innen sprechen sich ab und es wurde sich auf diesem Gebiet weitergebildet, auch mit externen Fortbildern. „Das hat uns wirklich weitergeholfen, auf die Bedürfnisse dieser Kinder besser einzugehen und auch die Eltern „abzufangen“, denn Eltern sind sehr häufig mit ihren Kindern überfordert und denen helfen wir auch ein wenig.“

Die Integration geht im Zwergenhaus schon in Richtung Inklusion. Denn die schwer mehrfach behinderten Kinder können solch einen Integrationsplatz gar nicht in Anspruch nehmen, da sie eine Erzieherin oder einen Erzieher für sich brauchen. Die Nachfrage nach Integrations- und Inklusionsplätzen ist enorm, da diese Kita ohne Schwellen komplett barrierefrei ist, sagt Dorita Schulz. Selbst bei den Regelplätzen gibt es lange Wartelisten, deshalb sei der Kreisverband dabei, eine neue Kita zu planen.

Die Förderkinder werden nicht toleriert, sondern sie werden akzeptiert

Der Personalschlüssel ist wie in den anderen Kitas auch: 1:15. Allerdings in den Gruppen für die Kinder mit besonderem Bedarf gibt es eine zusätzliche Kraft - Heilerziehungspfleger*innen oder kurz Heilerzieher*innen, die anders finanziert werden. Das sei schon gut, aber der Verwaltungsaufwand raube zu viel Zeit, so Dorit Schulz und Kathrin Remus. Dokumentationszeiten werden weniger, Entwicklungsgespräche müssen geschrieben, Elterngespräche vorbereit werden, Beobachtungsverfahren etc. … „Glücklicherweise haben wir einen sehr engagierten Elternrat. Einladungen, Protokolle, Aushänge über das, was besprochen wurde. Es läuft von alleine und ist alles transparent.“

Dorita Schulz, Bereichsleitung und Fachberatung der Kitas, AWO Kreisverband Vorpommern, Stralsund, GreifswaldDorita Schulz, Bereichsleitung und Fachberatung der Kitas, AWO Kreisverband Vorpommern, Stralsund, Greifswald

Die langen Wartelisten in der Kita „Zwergenhaus“ sprechen eigentlich dagegen, aber das Konzept der integrativen Kitas ist landläufig oft noch mit Vorurteilen behaftet. Die Regelkinder werden auf keinen Fall in ihrer Entwicklung ausgebremst, sondern sogar bestärkt, sie nehmen gegeneinander auf sich Rücksicht, sagt Heilerzieher Matthias Kunkel. „Die Förderkinder werden nicht toleriert, sondern sie werden akzeptiert.“ Da gäbe es auch schon mal einen Blickkontakt mit den Erzieher*innen, hilfesuchend, wenn mal etwas nicht so läuft, aber „die Kinder wachsen einfach damit auf, dass es auch Kinder gibt, die halt ein bisschen anders sind.“ Rücksichtnahme sei da keine Floskel. „Für uns Erzieher ist es eine Genugtuung und eine Belobigung der Arbeit, dass die hilfebedürftigen Kinder angenommen werden wie sie sind.“