Kinder zweiter Klasse?

DRK und AWO für bessere Kinderbetreuung in MV.

Uwe Kunik, Landesvorsitzender AWO MV; Werner Kuhn, Präsident des DRK-Landesverbandes MV bei der Eröffnung der Fachtagung„Natürlich sind unsere Kinder erstklassig.“ v.l. Uwe Kunik, Landesvorsitzender AWO MV; Werner Kuhn, Präsident des DRK-Landesverbandes MV bei der Eröffnung der Fachtagung.

„Kinder zweiter Klasse? – Ein kritischer Blick auf Chancengerechtigkeit in MV.“ So der provokante Titel des Fachtages am 28. Februar 2019 in Linstow zur frühkindlichen Bildung im Land.

Susanne Wegner; AWO Kita „Klinikzwerge“ in PasewalkSusanne Wegner; AWO Kita „Klinikzwerge“ in Pasewalk

Die beiden Organisatoren, der AWO Landesverband MV und der DRK Landesverband MV haben mit diesem Thema ins Schwarze getroffen. 165 Gäste folgten der Einladung. Darunter Kita-Leiterinnen, Elternvertreter*innen aber auch Vertreter aus Politik und Verwaltung. Nicolaus Voss, Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung stellte zunächst den Entwurf des Gesetzes zur Einführung der Elternbeitragsfreiheit, zur Stärkung der Elternrechte und zur Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes (KiföG) vor. Im Saal hörte man leichtes Grummeln, als er davon sprach, dass der Fachkraft-Kind-Schlüssel im Land „nur schrittweise“ erhöht werden könne. Die Elternbeitragsfreiheit sei gut, aber die Erzieher*innen müssten sich um zu viele Kinder kümmern. Da könne man nicht über eine qualitative Betreuung sprechen, so der einhellige Tenor im Saal.

„Qualität in Kitas zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, so der Titel des Hauptreferates der renommierten Sachverständigen für Frühpädagogik, Dr. Ilse Wehrmann (siehe auch das Interview). Sie verglich nationale, wie internationale Bildungspläne. In Deutschland gäbe es 16 verschiedene Bildungspläne. Sie forderte einen und der müsse eingehalten werden. „Die ersten sechs Jahre in der Entwicklung der Kinder sind die wichtigsten für die Ausbildung einer sozialen, wie emotionalen Kompetenz der Kinder und dafür brauchen wir mehr sehr gut ausgebildetes Personal und mehr Geld, um die Gruppenstärken zu verringern.“

„Gibt es ein Kinderrecht auf Qualität?“ Peggy Lehm, Referentin unseres Landesverbandes ging in ihrem Vortrag auf die UN Kinderrechtskonvention ein. Jedes Kind habe den Anspruch auf eine bestmögliche Förderung und das gelte auch für Mecklenburg-Vorpommern.

„Letztendlich sortieren wir uns hier theoretisch, aber diese Tagung ist auch wichtig für unsere praktische Arbeit. Es ist interessant und aufregend, überhaupt dabei zu sein.“

In den sogenannten „worldcafes“ wurde dann lange diskutiert und ein gemeinsamer Forderungskatalog erarbeitet:

  • Gewährung eines auskömmlichen Personalschlüssels
  • Sofortige Erhöhung der Ausbildungsplatzkapazitäten in der Erzieherausbildung
  • Transparenz in der Berechnung des Personalschlüssels
  • Regelung zur praxisorientierten Ausbildung
  • Berücksichtigung von Freiwilligendienstlern in den Kostenverhandlungen