Freinet-Pädagogik in der Kita „Freiraum“ in Dargun

Kinder anKinder dürfen mitbestimmen!

Freinet-Pädagogik in der Kita „Freiraum“ in Dargun

Einrichtungsleiterin Heilwig GrapenthinEinrichtungsleiterin Heilwig Grapenthin

Selbstständigkeit und freie Persönlichkeitsentfaltung. Mit diesen beiden Begriffen kann man die Freinet-Pädagogik in einem Kindergarten knapp zusammenfassen. Célestin Freinet war ein französischer Reformpädagoge. Er hatte in den 20er Jahren seinen erzieherischen Ansatz eigentlich auf die Bedürfnisse von Schulkindern ausgelegt. Heute wird dieses Konzept auch auf die jüngeren Kinder in der Kita übertragen. Wir haben uns in der Kita „Freiraum“ in Dargun einmal umgeschaut.

Wir helfen den Kindern, das Lernen zu lernen.

Egal ob beim Basteln oder im Morgenkreis der Kleinsten, die Kinder sind offen, gehen auf einen zu und lassen sich von dem Besucher mit Stift und Kamera in der Hand nicht die Bohne stören. Selbstverantwortung und die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, das sind die Grundsätze dieses Pädagogikkonzeptes. Wir geben den Kindern das Wort und wir begleiten sie dabei, sagt Einrichtungsleiterin Heilwig Grapenthin. „Sie bestimmen auch die Regeln, aber mit uns gemeinsam und sie wissen auch: Die Chefs sind immer noch wir.“

In einem Freinet-Kindergarten vermischen sich Arbeit und Spiel. Spielerische Arbeit – auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Kinder ausgerichtet. Ein von den Kindern gewählter Kinderrat diskutiert mit den Erziehern, fragt nach und sie geben dann die Entscheidungen an die anderen Kinder weiter. „Das ist wie in der Politik“, lacht Heilwig Grapenthin. Die Kinder übernehmen Verantwortung für sich und andere und beteiligen sich an der Gestaltung des Alltags.

Waldpfad DemminAuf dem Walderlebnispfad

Das Spielerische bleibt dabei im Vordergrund. Ausprobieren, Experimentieren, Entscheidungen treffen und das nicht nur beim Basteln, sondern auch im sozialen Sinne, beim Umgang miteinander. „Wir als Erzieher verstehen uns dabei als Lernbegleiter. Wir helfen den Kindern, das Lernen zu lernen“, unterstreicht Heilwig Grapenthin. Wenn die Kinder erkennen, was sie schon alles können, heißt es für die Erwachsenen, sich erst einmal zurückzunehmen. In der Kita „Freiraum“ wurde das Konzept von Anfang an angewendet. Trotz Weiterbildungslehrgängen in der Freinet-Pädagogik „sind wir immer noch in der Findungsphase“, so die Einrichtungsleiterin.

Die Kinder forschen von sich aus und wir Erwachsene sind dann nur zuständig für die Einordnung, die Fachbegriffe und für die Fragen.

Zurzeit wird bei laufendem Betrieb der Kindergarten umgebaut und erweitert. In Dargun gibt es zu wenig Hort- und Krippenplätze. Die Kommune wollte einen extra Kindergarten bauen. Daraufhin hat die AWO reagiert. „Wenn der Bau fertig ist, können wir auf 84 Kinder aufstocken und dann haben wir auch einen Hort.“ Dennoch gäbe es Wartelisten, so Heilwig Grapenthin. Dargun mit seinen etwa 4400 Einwohnern habe sich entwickelt mit der Brauerei und der Molkerei. „Deshalb gibt es hier viele Kinder, die auch ganztags hier sind, da die Eltern Arbeit haben.“

Einrichtungsleiterin Heilwig GrapenthinDie Kinder lieben ihren Forstwirt Friedhelm Bäumer.

Dargun kann auch noch etwas Besonderes bieten: den Walderlebnispfad. Die Freiraum-Kinder sind vier- bis fünfmal im Jahr dort unterwegs. Einmal im Jahr gibt es sogar eine Waldwoche. Dann sind die Kinder von morgens bis abends jeden Tag im Wald unterwegs. Begleitet werden sie dabei vom Forstwirt und Waldpädagogen Friedhelm Bäumer. „Wir setzen uns in der Waldwoche immer Ziele: Die Pflanzen oder Tiere bestimmen, wir bauen etwas, machen Feuer, Grillen und alles draußen in der Natur.“ Dieser Walderlebnispfad ist mittlerweile zu einem „Selbstläufer“ geworden. 3500 Kinder waren allein im vergangenen Jahr mit ihm dort unterwegs.

„Die Kinder sind selbst so neugierig. Jeder findet etwas und will dann auch wissen, was ist das für ein Tier oder was ist das für eine Pflanze, wozu ist das gut? In seinem Waldmobil hat Friedhelm Bäumer alles dabei. Bestimmungsbücher, Lupen, Säge, Axt … Die Kinder forschen von sich aus und wir Erwachsene sind dann nur „zuständig für die Einordnung, die Fachbegriffe und für die Fragen“, so der Waldpädagoge. „Wenn die Kinder leuchtende Augen haben, sich freuen und dann abends müde, dreckig und glücklich wieder abgeliefert werden, das ist das Schönste für mich.“