Individuelle Förderung bleibt oft auf der Strecke
Pressemeldung vom 03.04.2009
Schwerin • Fachkräftemangel durch Abwerbung, ein realer Betreuungsschlüssel von 1:25 und immer mehr Kinder, deren Eltern selbst enorme Bildungsdefizite aufweisen, das ist die Situation der sich die Kindertagesstätten in M-V stellen müssen. „Qualität kostet Zeit” - so der Slogan einer aktuellen Initiative der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Mecklenburg-Vorpommern. Wichtigstes Ziel der Initiative ist es, eine Verbesserung des Personalschlüssels in Kindertageseinrichtungen auf 1:10 (für Kinder im Alter von 3-6 Jahren) herbeizuführen. „Kinder wollen lernen, wenn man sie lässt”, so Silvia Sandmann, Referentin für Kinder- und Jugendhilfe beim Wohlfahrtsverband Der Paritätische M-V. „Bei der derzeitigen Fachkraft-Kind-Relation ist es aber nahezu unmöglich, individuell auf die unterschiedlichen Interessen jedes Kindes einzugehen und diese zu fördern. Dabei wäre das gerade im Vorschulalter besonders wichtig.” Zur Zeit liegt der Betreuungsschlüssel offiziell bei 1:18. Das bedeutet eine Erzieherin betreut 18 Kinder. Allerdings müssen auch krankheitsbedingte Ausfälle und die mittelbare pädagogische Arbeit, also Vorbereitung, Elterngespräche und fachliche Qualifizierung berücksichtigt werden. Unter diesen Gesichtspunkten verschlechtert sich der Betreuungsschlüssel gar auf 1:25. Die Belastungen für die Fachkräfte sind unter diesen Umständen natürlich besonders hoch. Doch gibt es neben den starken Belastungen der Erzieherinnen noch das Problem Fachkräftemangel. Viele der in M-V ausgebildeten Erzieherinnen haben bereits vor ihrem Abschluss einen unterzeichneten Arbeitsvertrag in der Tasche. Sie werden von Einrichtungen aus anderen Bundesländern abgeworben, die besser bezahlen und mit einem günstigeren Fachkraft-Kind-Verhältnis arbeiten. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ist Mecklenburg-Vorpommern mit seinem Betreuungsschlüssel das Schlusslicht im bundesweiten Vergleich. Eine adäquate frühkindliche Bildung erfordert den zusätzlichen Einsatz finanzieller Mittel des Landes. Im Rahmen der Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes (KiföG) M-V) 2009 gibt es die Chance, hier einen wesentlichen Schritt voran zu kommen. Es bleit die Frage, ob die Politik willens und in der Lage ist eine der wichtigsten Ressourcen des Landes, die Kinder, angemessen zu fördern.