Liebe Leserinnen und Leser,
„… dann gelten ja noch mehr Menschen in MV als arm“, war die Reaktion eines Kollegen auf meine geäußerte Erwartung, dass durch die Energiewende zahlreiche zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten, die auch noch überdurchschnittlich gut bezahlt würden.
Die Aussage meines Kollegen klingt nur paradox. Als Maß für die Festlegung des Armutsrisikos von Familien dient das durchschnittliche Nettoeinkommen inner halb einer Familie im Vergleich zur Armutsrisikoschwelle von 60 Prozent des mittleren Einkommens eines Landes. Auf MV bezogen heißt das: Bildet sich eine Branche heraus, die dieses „Medianeinkommen“ anhebt, werden sich automatisch mehr Menschen unterhalb der 60% Marke wiederfinden, obwohl sich ihre persönliche Lage nicht verändert hat.
Aber – egal wie man die rechnerische Seite betrachtet – Armut darf, kann und wird nicht klag- oder konzeptlos hingenommen. Landtag und Landesregierung haben dafür in den letzten Jahren mehr als zuvor in bessere Bildung, in bessere Kinderbetreuung und in bessere Unterstützung von Eltern investiert.
Um nur einige Punkte zu nennen: Die Betreuungsmittel für unsere Jüngsten wurden in den letzten 10 Jahren praktisch verdoppelt; der Bildungsauftrag ist wieder fester Bestandteil in der vorschulischen Betreuung. In Bildung insgesamt wird deutlich mehr investiert; die Quote der Schüler/innen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, soll signifikant sinken. Verpasste Abschlüsse können günstiger als zuvor nachgeholt werden. An Förderschulen kann nun die Berufsreife erworben werden. Der reibungslose Übergang von der Schule in den Beruf wird besser gefördert. Bei der Unterstützung bzw. Förderung Arbeitsloser sind besonders arbeitslose Eltern im Fokus.
Gutes Geld für gute Arbeit!
Die Arbeitslosenzahlen bei uns im Land sind so niedrig wie nie zuvor seit der Wende. Eine große Anzahl Unternehmen bietet zudem die Möglichkeit der Ausbildung auch für etwas „ältere Semester“.
Aber - die Anzahl besonders der in Teilzeit arbeitenden Frauen wächst. Und die Integration Langzeitarbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt gelingt nur schleppend. Außerdem sind die Einkommen im Bundesvergleich zu niedrig. Wir müssen endlich dahin kommen, dass gute Arbeit in MV auch gut bezahlt wird.
Jeder in Vollzeit arbeitende Mensch soll von seinem Einkommen gut leben können. Geringfügige und ungewollte Teilzeitbeschäftigungen müssen zurück gedrängt werden, sie sind nicht existenzsichernd. Nur so wird langfristig eine tatsächliche Verbesserung in der Haushaltssituation unserer Familien erreicht und Armut abgebaut.
Für Menschen, die nicht in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können, sollten öffentlich geförderte Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Mit besten Grüßen
Martina Tegtmeier
Sprecherin für Arbeitsmarkt-
und Gleichstellungspolitik der
SPD-Landtagsfraktion
Wir müssen endlich
dahin kommen, dass
gute Arbeit in M-V auch
gut bezahlt wird.