Dauerstress im Berufsalltag
Landespflegetag
Cordula Dörper
AWO Kreisverband Müritz;
gelernte Altenpflegerin,
seit drei Jahren einrich-
tungsübergreifende
Praxisanleiterin
Es ist erst einmal
wichtig, dass sich hier
so viele zusammenge-
funden haben.
Von der Seite der
Pflegenden aber
auch von der Seite
der Arbeitgeber, die
ja auch ein gutes Stück
in der Verantwortung
sind, Bedingungen
zu schaffen, um eine
vernünftige Pflege
durchführen zu
können.
Prof. Volker Köllner und
Götz-Peter Lohmann
Fotos: AWO Landesverband
Viel Stress, Zeitdruck und wenig Anerkennung. Die Not in den Pflegeberufen ist groß. Da ist es kein Wunder, wenn Pflegekräfte laut Statistik viel häufiger als andere Berufsgruppen unter gesundheitlichen Problemen leiden. Die AWO will dagegen steuern. „Dauerstress im Berufsalltag – Das Gesundheitsrisiko erkennen und handeln“ lautete die Überschrift auf dem 6. Landespflegetag der AWO M-V in Göhren-Lebbin am 9. September.
Der Pflegeberuf ist aufreibend, ein kräftezehrender Job. Die physischen und psychischen Belastungen der Pflegekräfte sind ungewöhnlich groß und das hält nicht jeder auf Dauer durch. „Die Pflegenden identifizieren sich, ja brennen für ihren Beruf und wenn sie zu wenig auf sich achten und von den Vorgesetzten eher geschubst werden, statt gebremst, können sie leicht verbrennen“, sagt Medizinprofessor Volker Köllner. „Psychisch krank am Arbeitsplatz?“ lautete sein Vortrag auf dem AWO-Landespflegetag. Professor Köllner von der Fachklinik für psychosomatische Medizin der Universität des Saarlandes behandelt zunehmend auch Pflegekräfte, die Hilfe brauchen. Diese leiden unter Schlafstörungen, Erschöpfung, Depressionen und chronischen Schmerzen. Viele dieser Patienten sind so krank, dass sie nicht mehr in den Pflegeberuf zurückkehren können.
„Deshalb ist es auch so wichtig, Führungskräfte zu schulen, dass diese die Leistungsbereiten und gleichzeitig Bournout Gefährdeten nicht noch bestärken, mehr
zu machen, sondern schauen, dass die Arbeit einigermaßen gleich verteilt wird.“ Zur Tagung „Dauerstress im Berufsalltag“ sind rund 160 Teilnehmer ins Schlosshotel gekommen, nicht nur aus den AWO Gliederungen, ca. 40 Prozent kamen aus Krankenhäusern, Kliniken und von anderen Sozialverbänden. Für Götz-Peter Lohmann vom AWO Kreisverband Müritz ein deutliches Zeichen, „wie wichtig dieses Thema für alle ist, die mit der Pflege zu tun haben.“
- Schichtarbeit
- Häufige Überstunden und Einspringen an freien Tagen
- Schwierigkeit, sich von der Arbeit abzugrenzen
- Psychische Belastung und Traumatisierung
- Schlechte Aufstiegschancen und schlechte materielle Rahmenbedingungen
So ist es kein Wunder, dass der Krankenstand in der Pflege um 20 Prozent höher liegt als in anderen Berufen. Da heißt es, Sonderschichten schieben und Überstunden sind die Regel oder man springt sogar an freien Tagen ein. „Die Mitarbeiter gehen über ihre Grenzen hinaus. Wenn jemand merkt, dass ihm die Arbeit keinen Spaß mehr macht und er sich mehr und mehr zurückzieht, Freunde oder das Hobby vernachlässigt, dann