Gesichter der Armut
AWO-Wanderausstellung
startete in Schwerin
Rudolf Borchert und
Bernd Lasdin
Was bedeutet Armut in Mecklenburg-Vorpommern? Wer ist arm? Welche Wege führen in die Armut hinein und welche führen eventuell auch wieder hinaus? Sozialwissenschaftler haben im Auftrag des AWO Landesverbandes dazu im vergangenen Herbst einen Forschungsbericht vorgelegt. Korrespondierend dazu zeigt der AWO Landesverband jetzt in einer Wanderausstellung die „Gesichter der Armut“ des Fotokünstlers Bernd Lasdin. Gestartet ist diese Fotoausstellung im Schweriner Stadthaus.
In ihrer eigenen Wohnung, im privaten Umfeld hat er sie zudem auch um eine persönliche Stellungnahme auf den Bildern gebeten. Fotos als soziologische Zeitdokumente. Wie haben die Menschen gelebt, wie haben sie ausgesehen, wie waren sie eingerichtet, wie haben sie sich geäußert. „Menschen, die sich auf den Fotos äußern und zu ihrer Armut stehen, so erfährt man Schicksale und der Betrachter kann sich so ein eigenes Bild machen“, sagt Bernd Lasdin.
Es sind Gesichter von Menschen die den Blick nicht senken, ehrliche und offene Gesichter. Trotz der scheinbaren Ausweglosigkeit zeigen diese Menschen Würde, weil sie wissen, dass sie in ihrem Leben etwas geleistet haben. Für den AWO-Landesvorsitzenden Rudolf Borchert ist
Derzeit entsteht
der Eindruck, in
der Politik steht
Reichtumsförderung
im Mittelpunkt und
nicht die Bekämpfung
der Armut.
Rudolf Borchert
Die Fotoausstellung „Gesichter
der Armut ist als Wanderaus-
stellung konzipiert und wird in
öffentlichen Einrichtungen im
Land präsentiert. Auf Anfrage
steht die Ausstellung öffentlichen
und gemeinnützigen Einricht-
ungen zur Verfügung.
Da ist die Fachverkäuferin und Bürokauffrau, die fünf Kinder großgezogen hat. Als Erwerbslose muss sie sich nun die Ausbildungsvergütung ihres Sohnes auf die Grundsicherung in der Bedarfsgemeinschaft anrechnen lassen. Oder der ehemalige NVA-Offizier, der trotz Abschlüssen, Weiterbildungen und zahlreicher Bewerbungen keine Anstellung findet. Von den Vermittlern hört er nur, er sein „überqualifiziert“ oder könne keine „Berufserfahrung nachweisen“. Der Neubrandenburger Fotograf Bernd Lasdin hat für die Ausstellung „Gesichter der Armut“ 30 Frauen, Männer und Familien aus unserem Land porträtiert.
dieses Ausstellungprojekt mehr als nur eine Begleitung zur wissenschaftlichen Arbeit, denn Fotos können „dem Thema Armut die nötige Sensibilität geben, denn dieses Thema hat aus unserer Sicht nicht die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.“
Mit den Mitteln der Kunst hole diese Ausstellung das Thema Armut aus der Tabuzone heraus, sagte Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow bei der Ausstellungseröffnung. Die Bekämpfung Armut sei für sie die große Herausforderung, „der sich die ganze, die gesamte Gesellschaft stellen muss“ und nicht in