Ist Familien­bild­ung eine Schule für Familien, ist es eine Phase, in der Familie aus zwei Menschen entsteht, ist es ein Ge­stalt­ungs­vor­gang?

Tat­säch­lich ist es irgend­wie von jedem etwas. In der Familien­bild­ung werden Wissen, Fähig­keiten und Fertig­keiten über das Leben in Familie, über Kinder­ent­wickl­ung und -erzieh­ung, über ge­sundes Leben in Familie und über das Älter­wer­den in Familie und Ge­sell­schaft ver­mit­telt, Erfahr­ungen aus­ge­tauscht und weiter­ge­geben. Die An­ge­bote der Familien­bild­ung richten sich an alle Alters­grup­pen, die in Familie zusam­men leben, sich für das Leben in Familien inter­es­sieren bzw. planen, eine Familie zu gründen.

Manch einen mag das ver­wundern. Wozu das Ganze?

Familie hat man und fertig, da braucht man doch nicht so viel „Theater“ darum zu machen. Aber mal ehr­lich, würden Sie ein Auto re­parieren ohne zu wissen, wie es auf­ge­baut ist? Einen Kuchen backen ohne Rezept? Einen Computer pro­gram­mieren ohne die Sprache zu kennen?

Im Zusam­men­leben von und mit Menschen tun wir jedoch genau das. Wir kommen zusam­men, machen Kinder und ver­las­sen uns darauf, dass es schon irgend­wie geht. Und dank unseres sozialen Gespürs und Gefühls geht es oft auch gut. Und doch kann es sehr hilf­reich sein, sich auf be­stim­mte Phasen gut vor­zu­be­reiten, z.B. wenn ein Kind erwartet wird und wir zum ersten Mal „Eltern“ werden, oder sich zu wappnen, z. B. wenn die

Wie bildet man eine Familie?

Familien­bild­ung bei der AWO in Güstrow

„Kleinen“ in die Puber­tät kom­men, oder zu infor­mieren, z. B. über Vor­sor­ge­maß­nahmen im Alter. Hier kann der Besuch eines Kurses „Fit für Familie“, das Tref­fen mit Eltern im „Eltern­train­ing“ oder der Vor­trags­reihe für pflegende Ange­hörige hilf­reich sein.

Der Ge­danke der Familien­bild­ung ist nicht neu. Er or­ganisiert sich heute nur anders. Bei unseren Ur­groß­eltern wurde das Wissen über das Leben in Familien von Ge­nera­tion zu Ge­nera­tion in den Familien weiter­ge­geben. Oft lebte man in Groß­familien zusam­men und man schaute sich ein­fach ab, wie „Mama“ es machte.

In unserer heutigen, schnell­lebigen Zeit hat jede Ge­neration ihr eigenes Lebens­bild und Ideale, so dass eine ein­fache Ge­nerationen­über­trag­ung von Er­fahr­ung­en viel­leicht noch beim Um­gang mit Kinder­krank­heiten funk­tioniert. Wir wissen immer mehr Neues. Und mit­unter brauchen wir einen Kompass, um die eigene Richt­ung zu finden.

Familien­bild­ung will informieren, zum Nach­denk­en anregen über eigene Lebens­ent­würfe, An­leit­ung geben für bestimmte Lebens­phasen, Hilfe geben zum gesunden und stress­freien Mit­ein­ander in der Familie in allen Alters­phasen und inter­es­sieren für das Leben in der Gemein­schaft und Ge­sel­l­schaft über den familiären Teller­rand hin­aus.

Ein Grund­satz in der Familien­bild­ung ist: „Wir reden nicht über Dinge im theo­retisch­en Kontext, wir (er)leben sie.“ Deshalb dürfen die Besucher z.B. in den Eltern- Kind-Gruppen ihre Kinder mit­bringen, wenn es um die Ent­wickl­ung der Kleinen geht. Sie sind quasi das „pädago­gische Ar­beits­material“ für Eltern, wie im wirk­lich­en Leben. Eltern können so die Wechsel­wirk­ung zwischen ihnen und ihren Kindern, die sie durch bestim­mte Inter­ven­tionen er­zeugen, gleich erleben.

Ilona Hänsel
Leiterin Familienbildung

Familienbildung
im AWO Familien-,
Freizeit- und Lernbe-
ratungszentrum
Güstrow

  • Eltern-Kind-Bildung
  • Gesundheitsbildung
  • Allgemeine und
       politische Bildung

Familienbildung
will Hilfe zum gesunden
und stressfreien Miteinander
in der Familie für
alle Altersphasen geben.

Fotos: AWO Soziale Dienste gGmbH Güstrow

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